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Alles Gute Raúl Spank
Kaum ein Athlet hat in den Mixed-Zones und auf den Pressekonferenzen der Leichtathletik-Welt einen so hohen Unterhaltungswert gehabt. In seiner ganz persönlichen Art, immer humorvoll und mit seinem sächsischen Einschlag, hat Raúl Spank (LG Nord Berlin) seine Leistungen schonungslos kommentiert, ob es nun gut oder schlecht gelaufen war. Was könnte seine Karriere also besser zusammenfassen als Zitate von ihm selbst?
"Wenn man den Absprung richtig trifft, dann spürt man so ein Kribbeln im Bauch. Andere würden sagen, das ist wie ein Orgasmus", sagte der damals erst 21-Jährige nach seinem größten Erfolg. WM-Bronze 2009 im Berliner Olympiastadion (2,32 m). Davor hatte er vom ersten Sprung über 2,20 Meter beim fünften Platz bei der U20-WM 2006 (2,23 m) über Rang fünf bei Olympia 2008 (2,32 m), beides in Peking (China), einen kometenhaften Aufstieg hingelegt.
Es folgten Jahre mit Teilnahmen an internationalen Höhepunkten, aber ohne den ganz großen Coup. Stattdessen häuften sich Verletzungen. Der Tiefpunkt kam 2012, als die Saison nicht zu Olympia in London (Großbritannien) führte, sondern nach der DM wegen einer entzündeten Achillessehne vorbei war. Seine klaren Worte damals: "Ich bin zu fett und zu langsam."
Wechsel nach Berlin und vergeblicher Kampf ums ganz große Comeback
Nach erfolgreichen Jahren der Zusammenarbeit mit Trainer Jörg Elbe in Dresden suchte Raúl Spank daraufhin einen Neuanfang und arbeitete in Berlin für sein Comeback. 2014 war es so weit, der erste Hochsprung-Wettkampf nach 19 Monaten und wieder ein Kommentar, dem nichts hinzuzufügen ist: "Was mich sehr erfreut hat war, dass während der Erwärmung der Stuhlgang frequentierter war als sonst. Das ist ein Zeichen von Nervosität. Damit hat es sich schon gelohnt, heute aufzustehen."
Mit einem Sprung über 2,24 Meter sollte dieser Comeback-Winter die größte Höhe nach der Rückkehr bringen. Selbst wenn es später im Training mal vielversprechend lief, wollte der Knoten einfach nicht mehr platzen. Auch die Umstellung auf den Dreisprung führte nicht zum großen Ziel Olympia in Rio (Brasilien). Dafür gab es mit DM-Gold 2015 noch einmal einen Titel, der für den Athleten der LG Nord Berlin einen großen Stellenwert hat.
Abschied beim ISTAF weckt Erinnerungen
Verletzungsbedingt kam es für den studierten Energiewirtschaftler, der in Berlin noch auf Jobsuche ist, nicht mehr dazu, sich mit einem Dreisprung-Wettkampf beim ISTAF am Samstag in Berlin vom Leistungssport zu verabschieden. Und so stehen zwei Zehnkämpfe als sportlicher Schlusspunkt. 6.723 Punkte beim Drei-Stunden-Zehnkampf in Berlin Ende Juli, wo es übrigens noch mal eben im Hochsprung über 2,16 Meter ging. Und 6.744 Punkte bei der Mehrkampf-DM drei Wochen später in Kienbaum. (Zitat: "Da ging alles schief, aber es war trotzdem schön.")
Obwohl die letzten Jahre ebenso wie der Abschluss unvollendet blieben, hadert der siebenmalige Deutsche Meister nicht mit seiner Karriere. Emotional war der kurze, letzte Auftritt im Berliner Olympiastadion für den 28-Jährigen dennoch, auch wenn er „nur“ am Mikrofon und auf der Leinwand war. „Wenn ich in so einem Stadion bin, merke ich: Von meiner Identität her bin ich Leistungssportler“, sagte er danach und kämpfte dabei mit den Tränen. Viel wichtiger als ein vollendeter Abschied, ist doch ein authentischer. Und wie immer fiel es Raúl Spank nicht schwer, auch in diesem Moment die richtigen Worte zu finden. „Es war eine schöne Zeit.“
jhr