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Interview mit Thomas Brack

Thomas Brack

Hallo Thomas, danke, dass du dir die Zeit für das Interview nimmst. Erzähle uns zunächst einmal, was genau deine Position im BLV ist?

Meine Aufgabe als Leitender Koordinator Landestrainer, in erster Linie, ist es die Landestrainer:innen zu führen. Insbesondere darauf zu achten, dass sie arbeiten und vor allem arbeiten können. Also, dass die Rahmenbedingungen passen, bzw. besser werden – und das alles mit dem Ziel starke und konkurrenzfähige Landeskader zu entwickeln. Das ist Schlussendlich die Basis, die wir alle haben wollen. Des Weiteren, das merke ich jetzt gerade, wie wichtig die Außendarstellung ist, also in verschiedenen Gremien zu sitzen und für den Standort Berlin seine Sichtweise zu vertreten und darüber hinaus das Wesen der Kader, der Wettkämpfe und der Nominierungen mit zu gestalten. Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist die Arbeit mit den verschiedenen Kadern. Das sind im Wesentlichen meine Aufgaben hier im BLV.

Was sind die Besonderheiten des Berliner Kadersystems?

Das Berliner Kadersystem in dem Sinne gibt es nicht, das ist Deutschlandweit recht ähnlich aufgestellt.
Ganz unten ist der T-Kader [Talentekader], der von Felix Skibbe betreut wird. In dem wir die U14 betreuen aus dem sich dann der Landeskader herausentwickelt.

Aber nicht nur die TK – also es gibt auch Athlet:innen, die nicht im T-Kader sind und dann als Seiteneinsteiger in den Landeskader kommen. Als Verband wollen wir bereits im T-Kader Bereich fördern und den Vereinen etwas mit an die Hand geben, um schon die U14er entsprechend zu begleiten.
Dann haben wir die Landeskader. Das Schöne als recht kleiner Verband ist es, dass wir in jedem Disziplinblock einen hauptamtlichen Landestrainer:in haben. Im Bundesvergleich ist das nicht normal, somit können wir mit unseren Landestrainer:innen wirklich was bewirken und gestalten.
Ansonsten stellen sich die Kader wie in den anderen Landesverbänden dar. Ich persönlich komme aus Nordrhein-Westfalen, aus meiner Sicht ist die Betreuungssituation der Athlet:innen in Berlin besser. Noch nicht optimal, aber besser als in einem großen Flächenbundesland.

Wie funktioniert die Arbeit zwischen Heimtrainer:innen und Landestrainer:innen?

Das ist ein gewollt schleichender Prozess. Talente, die erkannt werden, können gerne zu den Landestrainer:innen kommen. Zunächst beginnt es mit einem Stützpunkttraining, welches die Landestrainer:innen anbieten. Ich persönliche biete auch ein Stützpunkttraining an. Das ist einfach als offenes Stützpunkttraining gedacht, wo man sich gemeinsam weiterentwickeln kann.

Je nach Entwicklungsstand kann die Arbeit dann im Zusammenarbeit mit den Heimtrainer:innen intensiviert und ausgeweitet werden. Mit „Ausweiten“ meine ich die intensivere Arbeit der Landestrainer:in mit dem jeweiligen Athlet:in, das hängt aber auch vom persönlichen Umfeld des  Athlet:in ab. Meine Aufgabe besteht darin verstärkt darauf zu schauen wie das Umfeld des jeweiligen Landeskaderathlet:in oder auch Bundeskaderathlen:in aufgestellt ist. Das geht von Stützpunkttraining bis hin zu Trainingsgruppen der einzelnen Landestrainer:innen. Das ist im Wurf sicherlich einfacher, da die entsprechenden Gerätschaften limitiert sind. Ich möchte das aber tatsächlich im Sprint, Sprung, Lauf und Mehrkampf auch so haben.
Die Betreuung im Verein spielt natürlich auch eine sehr große Rolle. Der Verein partizipiert, vor allem in den untern Jahrgängen, an unserem Stützpunkttraining. In den Landeskadern muss man sich dann mit den Vereinen und den Heimtrainer:innen dahingehend auseinandersetzen, was die bestmögliche Förderung für die Athlet:in ist. Ist der Verein top aufgestellt? Sind gut ausgebildete Trainer im Verein? Sind die notwendigen Trainingsmittel vorhanden? Dementsprechend muss man immer individuell sehen, wie viel Input von Seitens des BLV notwendig und auch gewünscht ist.
Wenn „weniger im Verein ist“, kann von dem Verein mehr gefordert werden. Bzw. fordere ich auch mehr Zugriff auf den Athlet:innen im Sinne der Verbesserung und Förderung des jeweiligen Talents.

Könnte die Arbeit zwischen Heimtrainer: innen und Landestrainer:innen grundsätzlich besser laufen?

Auf jeden Fall. Im Schulnotenbereich läuft es befriedigend, manchmal auch nur ausreichend. Da sind wir aber dran. Die Landestrainer:innen haben den Auftrag sich noch mehr um die Zusammenarbeit mit den Vereinen zu bemühen, die bereit sind aktiv Leistungssport zu betreiben.
Außerdem sind wir dabei das Tool der Gläsernen Trainingspläne zu implementieren. Das bedeutet, wenn mehrere Trainer:innen gleichzeitig an einem(r) Athlet:in arbeiten, das das Training sinnig abgestimmt werden kann. Zurzeit sind mir da noch zu viele Diskussionen, die die optimale Förderung der Athlet:in behindern.

Diese Pläne werden sowohl von der Heimtrainer: in als auch von der Landestrainer: in geführt. Damit sind wir auf einem guten Weg Unstimmigkeiten zu vermeiden und die Kommunikationswege zu verbessern - damit kann keiner mehr sagen, dass er nicht wüsste was im Training des Athleten bei einem anderen Trainer:in passiert.

Der zweite Aspekt für mich ist, dass ich erkenne, wer wie mitarbeitet. Ich persönlich komme aus der Vereinsarbeit und bin oft mit Verbänden angeeckt. Daher müssen wir die Vereine abholen, wir sind auf die Mitarbeit des Vereins angewiesen.

Was sind deine kurzfristigen Ziele für den Kader 2023?

Ich bin jetzt knapp ein halbes Jahr als Leitender Koordinator Landestrainer tätig, es gilt weiterhin die Baustellen aktiv anzugehen, die in den letzten Monaten aufgeploppt sind.

Zu allererst möchte ich den Gläsernen Trainingsplan implementieren und umsetzen. Dann möchte ich, dass wir Trainer:innen uns weiter fortbilden und besser werden, vor allem neben dem disziplinspezifischen Wissen wollen wir uns besser aufstellen.

In den Vereinen sind gute Trainer:innen tätig, mein Anspruch ist, dass wir uns gemeinsam verbessern und voneinander lernen.

Der dritte Punkt ist mehr Wissen über unsere Landeskader. Ich möchte wissen, wo die Athlet:innen sind und wie sie trainieren. Es geht dabei zum einen um die Gläsernen Trainingspläne, aber auch um Trainer:innenwechsel oder auch Vereinswechsel. Sowas erfahren wir, meiner Meinung nach, immer viel zu spät. Das macht die Arbeit unruhig – daher möchte ich einfach näher am Athlet:innen sein.

Da sehe ich mich in der Bringschuld, dass ich mich in die einzelnen Disziplinblöcke weiter rein zu fuchsen und die Athlet:innen besser kennen zu lernen. Ich möchte die Schwierigkeiten wissen und wie ich helfen kann, aber auch wo es wirklich gut läuft und auch warum es so gut läuft.

Abschließend zu dem heutigen Kadertest, warum ist es wichtig solche Tests zu machen? Was bringt euch Trainer:innen dieser Test?

Der Test ist neu für uns. Der Kadertest, den wir heute gemacht haben, wird Deutschlandweit so durchgeführt und ist ein Pflichtprogramm für alle Landesverbände. Die Daten werden in die Phoenix-Datenbank eingepflegt, damit von klein auf bis (optimaler Weise) hin zum Olympioniken die gesamte Entwicklung nachvollzogen werden kann.

Der Frühjahrstest soll primär dafür sein, die NK2’s für das kommende Jahr zu sichten, sodass vor allem die Nachwuchsbundestrainer: innen daraus ihre Schlüsse ziehen können, um zu sehen wer von den Testings her schon interessant ist und worauf die Nachwuchsbundestrainer: innen in der kommenden Saison ein besonderes Augenmerk legen sollten.

In Berlin können über das Phoenix Tool die Leistungswerte einfach vergleichen und Entwicklungen leicht herausfiltern, aber auch der DOSB und der LSB bekommen Daten aus der Phoenix Datenbank, so dass eine optimalere Kommunikation gewährleistet ist.

Der Test hat dieses Mal relativ früh in der Saisonvorbereitung stattgefunden – das hat auch Kritik gegeben; ich finde aber, dass ein solcher Test nicht zu intensiv vorbereitet werden muss. Es ist kein Wettkampf, sondern tatsächlich nur ein Test, es geht nur um den aktuellen Leistungsstand.

Für dieses Jahr ist auch noch spannend, wer es aus dem Talente-Kader in den Landeskader schaffen wird.

Danke.

Zu einem kurzen Videomitschnitt geht es HIER

 

Das Interview führte RR

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