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Interview: Marc Koch

"Es ist ein unglaubliches Gänsehautgefühl, zum zweiten Mal bei Olympia dabei zu sein" – Marc Koch über seine Vorfreude auf Paris 2024

Marc Koch IFoto: Jan Papenfuß

Marc Koch ist Leichtathlet der LG Nord Berlin und steht durch seine beeindruckende Bestzeit von 46,10 Sekunden im Aufgebot der 4x400 Meter Staffel für die Olympischen Spiele in Paris. Im Interview mit dem Berliner Leichtathletik Verband teilt Marc seine Erfahrungen und Erwartungen an die Olympischen Spiele, reflektiert seine Teilnahme an den vergangenen Spielen in Tokio und gibt Wertvolle Einblicke in seine Vorbereitung auf das größte Sportereignis der Welt.

Frage: Du warst vor vier Jahren schon bei den Olympischen Spielen in Tokio dabei, die damals ganz im Schatten der Corona-Pandemie standen. Inwiefern unterscheidet sich deine Vorfreude auf Paris von der, die du damals in Tokio verspürt hast?

Antwort: Ich freue mich definitiv mehr auf Paris. Zum einen, weil Zuschauer dabei sein können und zum anderen, weil wir dieses Jahr im Olympischen Dorf keine Corona-bedingten Einschränkungen erleben müssen. In Tokio gab es zum Beispiel kein Deutsches Haus, man hatte nur seine Wege zu den Wettkämpfen und zum Trainingsstadion. Die Stadt und ihre Atmosphäre konnte man gar nicht richtig erleben. Das macht die Spiele in Paris natürlich viel schöner. Abgesehen davon ist Paris ohnehin eine besondere Stadt, und daher freue ich mich riesig auf die Spiele.

Frage: Das Erreichen der Olympischen Spiele ist für viele ein Kindheitstraum. Welche Gefühle durchlebst du, wenn du daran denkst, dass du das jetzt schon zum zweiten Mal erreichst?

Antwort: Das ist ein unglaubliches Gänsehautgefühl. 2021 bin ich ja leider in der Staffel nicht zum Zug gekommen. Das will ich dieses Jahr auf jeden Fall ändern und im Stadion auf der Bahn stehen und laufen. Es ist etwas ganz Besonderes, wenn man unten im Stadion steht, umgeben von 70.000 Menschen, die einen anschauen und anfeuern. Das habe ich schon bei der WM und EM erleben dürfen, aber die Olympischen Spiele sind noch einmal eine andere Dimension. Es ist einfach überwältigend, diesen Traum jetzt zum zweiten Mal zu erreichen.

Frage: Du hast bei der Europameisterschaft mit der Staffel die Bronzemedaille gewonnen. Glaubst du, dass du diesen Erfolg bei den Olympischen Spielen übertreffen kannst?

Antwort: Bei Olympia eine Medaille zu gewinnen, wäre schon sehr hoch gegriffen. Ein Finaleinzug wäre für uns bereits ein großer Erfolg. Wir haben bei der Staffel-Weltmeisterschaft gezeigt, dass wir das draufhaben, und die Trainingsplanung ist darauf ausgerichtet, in Paris unseren Leistungshöhepunkt zu erreichen. Ich hoffe, dass wir als Team vier Athleten auf die Bahn stellen können, die über sich hinauswachsen und das Finale erreichen. Man muss sehen, wie der Rennverlauf vor Ort ist, besonders bei den Übergaben kann alles passieren. In Rom (EM 2024) haben wir gerade erst gesehen, wie eng alles beieinander ist.

Frage: Würdest du einen Finaleinzug bei Olympia höher einstufen als eine Medaille bei den Europameisterschaften?

Antwort: Das ist eine schwierige Frage. Eine internationale Top-Drei-Platzierung und auf dem Podest zu stehen, ist etwas sehr Prägendes, das einem niemand mehr nehmen kann. Man steht dann in den Geschichtsbüchern, die Nationalhymne wird extra für einen gespielt, und man kann eine Medaille als Erinnerung mit nach Hause nehmen. Aber die Olympiade ist das Größte, was man als Sportler erleben kann. Beides ist besonders und ich möchte das nicht kategorisieren.

Frage: Du hast schon gesagt, dass Olympia das Größte für einen Sportler ist. Merkst du das auch im Training? Bist du vielleicht noch motivierter, wenn so ein Karrierehöhepunkt bevorsteht?

Antwort: Ja, natürlich. Ich glaube, es ist unumstritten, dass zur Olympiade plötzlich Leute um die Ecke kommen, die man vorher nicht auf dem Schirm hatte. Jeder Spitzensportler hat alle vier Jahre das Ziel, daran teilzunehmen. Alle sind besonders motiviert, die Anspannung ist immens und auch die mediale Aufmerksamkeit ist viel größer als bei anderen Events. Manche trainieren ihr ganzes Leben für diesen einen Augenblick, und deswegen ist die Anspannung und der Fokus noch einmal ganz anders.

Frage: Die Sportpsychologie gewinnt im Spitzensport immer mehr an Bedeutung. Viele Athleten bereiten sich auch mental intensiv auf große Wettkämpfe vor. Hast du diesbezüglich auch Routinen, die du regelmäßig anwendest?

Antwort: Ich versuche, locker zu bleiben, nicht zu verkrampfen und den Spaß an der Sache zu behalten. Ich habe in der Vergangenheit gemerkt, dass es bei mir am besten funktioniert, wenn ich einfach Spaß habe und locker bin. Es heißt ja nicht umsonst "Leichtathletik". Manchmal führe ich mir vor Augen, wo ich in ein paar Tagen sein werde, um das schneller zu realisieren, aber ich mache nicht jeden Tag Achtsamkeitsübungen. Ich habe das mal eine Zeitlang gemacht, aber ich bin jemand, der in solchen Sachen zu extrem wird. Wenn es passt, ist es cool, aber ich mache das jetzt nicht mehr gezielt und regelmäßig.

Frage: Für viele junge Athleten ist Olympia ein Traum. Was würdest du dem Nachwuchs mit auf den Weg geben, um dieses Ziel eines Tages zu erreichen?

Antwort: In einer Karriere gibt es immer Höhen und Tiefen. Besonders in schwierigen Phasen ist es wichtig, weiterzumachen und für seine Träume zu kämpfen. Man sollte niemals den Spaß an der Sache verlieren. Besonders im 400-Meter-Training gibt es immer wieder sehr anstrengende Einheiten, durch die man sich hindurchkämpfen muss. Gerade dann ist es entscheidend, dranzubleiben und den Fokus nicht zu verlieren. Man muss stets mit Herzblut dabei sein und nach Rückschlägen wieder aufstehen.

Frage: Hast du eine Traumbesetzung für eure Staffel, mit der du gerne laufen möchtest?

Antwort: Nein auf gar keinen Fall, dann müsste ich ja jetzt auch Leute in die Pfanne hauen, die dann nicht laufen dürfen. Das ist ja auch zum Glück nicht meine Entscheidung, sondern die der Trainer.

Interview geführt von Lennart Roßius

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