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Nach Panne bei EM: Melanie Bauschke schaut beim Messen genauer hin
Die Stunden nach dem EM-Finale gehörten zu den schwersten der sportlichen Karriere von Melanie Bauschke. Zuerst musste sie durch die Mixed-Zone und den Journalisten immer wieder ihre Geschichte vom Wettkampfverlauf im Züricher Letzigrund erzählen, als sie später ins deutsche Haus kam und auf vertraute Athleten und Betreuer traf, sprachen schon deren Blicke Bände - allen wussten, dass die Weitspringerin gerade eine ganz bittere Erfahrung gemacht hatte. "Ich hatte mich gerade etwas beruhigt. Dann kam wieder alles hoch und die Tränen kamen wieder", erinnert sich die Athletin des LAC Olympia 88 Berlin.
Die Weite ihres ersten Versuches war mit 6,79 Metern ausgewiesen worden, der Jubel entsprechend groß. In der Endabrechnung hätte diese Leistung Bronze bedeutet. Die Weite wurde allerdings nach unten korrigiert - nach einem berechtigten Protest. Die Beine hatten schon bei 6,55 Metern einen Abdruck im Sand hinterlassen, gemessen worden war aber am Abdruck des Gesäßes eben bei 6,79 Metern.
Ausgerechnet direkt vor ihrem letzten Versuch erfuhr Melanie Bauschke, dass sie nur noch Sechste war. "Ein Traum ist zerplatzt." Ohne den Messfehler und die damit verbundenen Emotionen - also zuerst die Freude über die zweitbeste Weite der Karriere, gefolgt von der Unsicherheit wegen des Protests und dann die Nachricht der Rückversetzung, wäre der Wettkampf mit großer Sicherheit anders verlaufen.
Rückkehr nach Zürich beste Therapie
Es dauerte zwei, drei Tage dieses Erlebnis zu verdauen, mit dem ein Athlet nun wirklich nicht rechnen und sich deshalb auch nicht darauf vorbereiten kann. "Am Ende der EM konnte ich aber schon wieder mit einem Lächeln auf der Tribüne sitzen und die Wettbewerbe verfolgen", erzählt Melanie Bauschke, für die schnell klar war, dass der nächste Wettkampf die beste Therapie sein würde.
Nach einem Sieg in Warschau (Polen) traf es sich gut, dass ausgerechnet in Zürich (Schweiz) noch ein Diamond League-Meeting stattfand, für das die EM-Sechste einen Startplatz bekam. "Wir sind auf der gleichen Anlage gesprungen wie bei der EM." Auch die Kampfrichter kannten die Geschichte des Wettkampfes zwei Wochen zuvor und versicherten: Diesmal wird alles korrekt ablaufen.
Etwas ungläubig schaute die 26-Jährige dennoch zum Chef-Kampfrichter, als sie nach ihrem sechsten Versuch aus der Grube stieg und 6,65 Meter auf der Anzeigetafel aufleuchteten. "Der Sprung fühlte sich alles andere als gut an." Doch der Daumen des Kampfrichters ging nach oben - alles gut. Mit Europameisterin Eloyse Lesueur (Frankreich) und der EM-Dritten Darya Klishina (Russland) ließ Melanie Bauschke zwei Medaillengewinnerin der EM hinter sich. Ein versöhnlicher Saisonabschluss.
Blocktraining für größe Weiten in der Spitze
Vor allem der starke Auftritt bei den Deutschen Meisterschaften stimmt die Athletin zuversichtlich für kommende Aufgaben. Nur der Sieg in Ulm hatte für die Vierte in der DLV-Bestenliste zur EM geführt. "Ich bin mit dem Gefühl angereist: Ich kann das schaffen. Diese positive Stimmung hat mich noch motivierter in den Wettkampftag einsteigen lassen." Das spannende Duell mit Sosthene Moguenara (TV Wattenscheid 01) entschied die Berlinerin schließlich hauchdünn für sich. Diese positive Einstellung vor einem Wettkampf zu erzeugen, soll auch ein Rezept für künftige Erfolge sein.
Außerdem sollen die in der breite konstanten Weiten in Richtung größere Spitzen ausgebaut werden. "6,72 Meter als Bestweite in diesem Jahr sind schon okay, aber es soll mehr her", erklärt Melanie Bauschke auch mit Blick auf die starke nationale Konkurrenz um Malaika Mihambo (LG Kurpfalz), Sosthene Moguenara und Lena Malkus (SC Preußen Münster), die allesamt weiter als 6,80 Meter sprangen.
Um noch ein paar Zentimeter mehr aus dem Körper herauszuholen, hat die Weitspringerin mit Trainerin Annett Stein das Vorbereitungstraining umgestellt - auf eine Blockperiodisierung. Anstatt parallel an Schnelligkeit, Läufen, Maximalkraft, Sprungkraft und Co. zu arbeiten, was große Umfänge mit sich bringt, wird jetzt in etwa 6-Wochen-Blöcken jeweils intensiv an bestimmten Zubringerwerten gearbeitet. Nach dem Trainingsstart Ende September ist der erste Block schon absolviert - alles läuft nach Plan und der sieht wieder eine EM als nächstes Ziel vor: In der Halle von Prag (Tschechische Republik; 7. bis 9. März 2015). Eins hat die Erfahrung aus dem EM-Finale aber doch geändert. „Bei den nächsten Wettkämpfen werde ich mir immer genau schauen, wo die Kampfrichter zum Messen ansetzen“, erklärt Melanie Bauschke.