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Offener Brief an den Berliner Senat zur Flüchtlingssituation in Berlin

Wir wollen helfen - aber sprechen Sie mit uns, vermeiden Sie, dass die Stimmung kippt.

Der Berliner Leichtathletik-Verband (BLV) mit seinen über 10.000 Mitgliedern in über 70 Vereinen engagiert sich durch persönliche Hilfe in und durch die Vereine bei der Bewältigung der Situation, die wir gegenwärtig erleben.

Wir sind davon überzeugt, dass gerade der Sport eine hervorragende Integrationsmöglichkeit für unsere neuen Mitbürger bietet, sei es temporär oder auf Dauer. Natürlich müssen und wollen auch die Leichtathleten in Berlin „Opfer“ bringen, eine Politik des „ja- aber nicht bei uns“ lehnen wir aus vollem Herzen ab. Was für uns aber schwer zu akzeptieren ist, ist das Versagen in der Kommunikation. So nehmen wir die Sportler nicht mit und verschlechtern eine Stimmung, die noch von Verständnis und Hilfe geprägt ist.

Viele Turnhallen der Schulen und Vereine sind temporäre Flüchtlingsunterkünfte geworden. Der eh schon stiefmütterlich behandelte Sportunterricht kommt dort zum Erliegen und die Vereine können im bevorstehenden Winter die Flüchtlinge nicht in die Sportaktivitäten integrieren.

Das Horst-Korber-Sportzentrum, ein von zwei Bundesleistungsstützpunkten des Verbandes wurde „überfallartig“ letzte Woche besetzt. Hier trainieren schwerpunktmäßig Berlins Sprinter und Springer mit speziellen, nur hier vorhandenen Gerätschaften und bereiten sich jetzt auf die Hallensaison mit der Hallen WM und die Olympischen Spiele in Rio vor. Dies ist nach heutigem Kenntnisstand nicht mehr möglich.

Natürlich stellt der BLV seine Halle, auch unter Schmerzen zur Verfügung, wenn es keine anderen Möglichkeiten gibt. Eine Spezialhalle mit hydraulisch erhöhbarer Rundbahn gibt es sonst nicht in Berlin. War dies die einzige Möglichkeit? Wir fordern deshalb: Sprecht mit dem Sport! Schon heute sichern Trainer in unserem zweiten Stützpunkt, dem Sportforum in Hohenschönhausen, die Gerätschaften um einen „zweiten Überfall“ besser zu überstehen. Laut Senatsangaben ist die Halle mehrfach begangen worden und für „geeignet“ angesehen worden. Wenn diese Halle auch noch ausfällt, ist der Berliner Leistungssport im Kern getroffen. Für unsere Spitzensportler ist Ihre Berufsmöglichkeit damit im wichtigen olympischen Jahr existentiell eingeschränkt.

Alle Förderungen der Sportler und Verbände in den nächsten Jahren hängen zum großen Teil von den erreichten Leistungen und Medaillen ab. Bei den deutschen Leichtathleten sind Vereinswechsel noch bis Ende November möglich. Schon jetzt werben versteckt andere Städte mit ihren Trainingsmöglichkeiten und animieren unsere Sportler zum Verlassen Berlins. Deshalb: WIR MÜSSEN REDEN. Wir müssen uns unseren Sportlern und Vereinen mitteilen und Sie mit einbinden.

Wir müssen auch unbürokratisch helfen. Auf unsere Anfrage, Teile des Olympiastadions sofort nutzen zu können, hieß es von dort (formaljuristisch korrekt), erst müsse die Kostenübernahme geprüft werden.

Lassen Sie uns gemeinsam helfen mit der Betonung auf gemeinsam. Berlins Leichtathleten stehen bereit, wollen aber eingebunden werden. Auch in einer Ausnahmesituation darf die Kommunikation nicht zusammenbrechen.

Gerhard Janetzky

Präsident des Berliner Leichtathletik-Verbandes

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